Bündnis 90/Die Grünen wollen im Fall eines Erfolgs bei der Bundestagswahl ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen durchsetzen. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Gila Altmann, sagte der „Bild“-Zeitung: „In Koalitionsverhandlungen mit der SPD wollen wir versuchen, Tempo 100 auf Autobahnen und 80 auf Landstraßen durchzusetzen. Es ist erwiesen, daß sich ein Tempolimit positiv auf Verkehrssicherheit und Verkehrsfluß sowie auf Lärm- und Abgasentwicklung auswirkt.“ In Städten soll generell Tempo 30 gelten. SPD und CDU lehnten generelle Tempolimits entschieden ab. Der hessisches Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) bezeichnete die Forderung der Grünen als „abstrusen Unsinn“. Die Grünen seien offenbar dabei, „auch ihre letzten Wahlchancen mutwillig zu verspielen“, sagte Eichel. In Deutschland gebe es bereits auf den meisten Autobahnen eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Ein generelles Tempolimit werde es mit der SPD „auf keinen Fall“ geben.
Eichel forderte die Grünen auf, sich „endlich den wirklichen Problemen der Menschen zuzuwenden“, wenn sie als potentieller Koalitionspartner „überhaupt noch ernst genommen werden wollten.“ Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, Tempolimits seien „keine ideologische, sondern eine praktische Angelegenheit.“ Für Beschränkungen sei die konkrete Einzelsituation maßgeblich. CDU-Generalsekretär Peter Hintze erklärte: „Nach dem Fünf-Mark- Benzin-Preishammer wollen die Grünen nun einen Schleichzwang auf Autobahnen einführen und wollen den Bürgern das Autofahren vermiesen.“ FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle betonte, mit seiner Partei werde es ein generelles Tempolimit nicht geben. Der Ruf nach Tempo 100 auf allen Autobahnen sei der „typische Reflex einer fortschritts- und technologiefeindlichen Partei“. Für die Grünen gebe es nur zwei Kategorien von Autofahrern, „Melkkühe und Raser“. Gila Altmann betonte im Südwestfunk, die Höhe des Tempolimits sei Verhandlungssache. Sie verwies auch auf die Europäische Union (EU), die ein europaweites Tempolimit anstrebe. Nach einem Plan des Europäischen Verkehrssicherheitsrats soll die Höchstgeschwindigkeit auf den europäischen Schnellstraßen auf 120 Kilometer pro Stunde begrenzt werden. Altmann sprach sich zudem für eine kilometerabhängige Abgabe für den Schwerlastverkehr aus, um die Umweltbelastung zu verringern. So könne eine Verlagerung von Transporten auf Schiene und Wasserstraßen beschleunigt werden, sagte sie der in Hannover erscheinenden „Neuen Presse“.