Anderthalb Monate nach den Terroranschlägen in den USA tauchen in der Schweiz neue Spuren über die Aktivitäten des internationalen Terrorismus auf. Auf 24 Bankkonten sind zwölf Millionen Dollar gesperrt. Zudem wurde bekannt, dass bereits im September ein mutmasslicher Helfer von Extremisten verhaftet wurde. Wie Vera Britsch, Sprecherin der Bundesanwaltschaft, am Mittwoch auf Anfrage sagte, sind die zwölf Millionen Dollar auf Grund der zweiten Liste der USA über verdächtige Personen und Organisationen gesperrt worden. Und zwar wurden bei der Meldestelle für Geldwäscherei 24 Konten dieser Personen gemeldet und unbefristet gesperrt. Zu den Namen der betroffenen Banken machte Britsch keine Angaben. Die Grossbank UBS gab auf Anfrage bekannt, dass sie im Oktober zwei weitere verdächtige Konten der Bundesanwaltschaft gemeldet hat.
Es handle sich dabei um ein Konto, das während vier Jahren nicht mehr benutzt worden sei, sowie um ein Konto mit einem kleinen Betrag für tägliche Banktransaktionen, sagte UBS-Sprecher Michael Willi. Bundesanwalt Valentin Roschacher hatte am vergangenen 2. Oktober in seiner bisher einzigen Zwischenbilanz über die Schweizer Ermittlungen zu den Terroranschlägen in den USA vom 11. September erklärt, dass keine Anzeichen auf eine bedeutende Rolle der Schweiz als Drehscheibe von Terroristengeldern bestünden. Bis zum damaligen Zeitpunkt waren bei der Meldestelle für Geldwäscherei 16 Verdachtsmeldungen eingegangen. In 15 Fällen hatte sich der Verdacht nicht erhärtet, so dass die Kontensperre innerhalb der gesetzlichen Frist von fünf Tagen wieder aufgehoben wurde.
Ein Fall war damals noch pendent gewesen. Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) hatte am 2. Oktober allen Banken in der Schweiz eine Liste mit jenen Personen und Organisationen übermittelt, die nach Erkenntnissen der US-Behörden im Verdacht von Verbindungen mit dem internationalen Terrorismus stehen. Inzwischen wurde den Banken auch die zweite US-Liste übermittelt. Die gleichen Namen sind über dies in die Sanktionsverordnung des Staatssekretariats für Wirtschaft gegen die Taliban integriert worden. Dort gingen bis zum Mittwoch keine neuen Meldungen ein. Erst jetzt wurde weiter bekannt, dass ein mutmasslicher Helfer islamischer Extremisten bereits am vergangenen 24. September in Zürich verhaftet worden war.
Der 29-jährige Tunesier wird von den italienischen Behörden verdächtigt, einer kriminellen Vereinigung angehört zu haben, die islamische Extremisten für den Einsatz in Bosnien rekrutierte und in Pakistan und Afghanistan ausbilden liess, wie Folco Galli, Sprecher im Bundesamt für Justiz (BJ), sagte. Im Auslieferungsgesuch wurde jedoch nicht auf die Terroranschläge vom vergangenen 11. September in den USA Bezug genommen. Der Mann wurde am vergangenen Montag in Chiasso den italienischen Behörden übergeben. Bereits am vergangenen 24. September war zudem ein 34-jähriger Algerier den französischen Behörden ausgeliefert worden, der für eine kriminelle Vereinigung mit terroristischem Hintergrund tätig gewesen sein soll. Die Auslieferung war bereits 1999 bewilligt worden. Der Mann musste aber zuvor in der Schweiz eine Busse wegen Raubs und anderer Delikte absitzen.